... Auch wenn hinter Rosenheim dunkle Wolken aufzogen und es zwischenzeitlich regnete, tropfte es beim Ausstieg nur noch, die Sonne schien dazu und es gab vor dem Hintergrund des Zahmen Kaisers einen vierfach-Regenbogen.
Hintergrund: Kiefersfelden
Das Stadtwappen von Kiefersfelden trägt nach offizieller Angabe
"In Silber auf grünem Boden eine grüne Kiefer, deren Stamm mit einem gesenkten,
durchgehenden blauen Wellenbalken unterlegt ist." Das gilt allerdings erst
seit 3.02.1934 und ist an sich falsch. Die älteste Erwähnung dieses Namens ist
als Chiverinesvelt (um 1135), was "Feld an sandigem Boden" bedeutet und mit
der Kiefer an sich nichts zu tun hat. Nun, immerhin wachsen Kiefern gern auf
Sandboden, lassen wir das mal gelten.
In diesem Zusammenhang ist noch zu erwähnen, dass hier durchaus nicht immer
eine Grenze war. Kufstein gehörte mehrfach zu Bayern, so auch zur Zeit der
ersten Erwähnung in der Notitia Arnonis 788. Erst 1814 fiel es zum
vorletzten Mal an Österreich.
Also schnell das Zimmer im Hotel bezogen, Gepäck abgelegt und noch mal auf Exkursion. Etwas Bewegung nach einem Tag im Zug tut gut. Da haben wir beispielsweise den westlichen Teil des Wilden Kaisers (Hackenköpfe, Scheffauer, Zettenkaiser).
Der Wilde Kaiser von Kiefersfelden
Zwischen Kiefersfelden und Kufstein verläuft die Bahnstrecke direkt zwischen der Straße und dem Inn, nur durch einen schmalen Fuß- und Radweg getrennt. Die Grenze zwischen Deutschland und Österreich verläuft ziemlich genau in der Bildmitte, jedenfalls für Bahn und Straße. Flussab ist der Inn für mehr als 10 km Grenze und auch jenseits der Straße verläuft die Grenze wieder rund 1 km nach Norden.
An der Grenze ist auch die Trennstelle, an der seinerzeit der Meridian angeschoben wurde. ⇒ Video bei YouTube.
Bahnstrecke zwischen Kiefersfelden und Kufstein
Werfen wir noch mal einen näheren Blick auf die Grenze. Sie ist am Mast zwischen "Hauptschalter aus" und "Hauptschalter ein", genau genommen 5 m davor. Dahinter stehen die ersten österreichischen Vorsignale, wobei sich jeweils zwei Baken noch in Deutschland befinden.
Hier wird die Grenze von einem Zug der ÖBB passiert. Zuglok ist ein "Taurus" der Baureihe 1216 (Siemens Eurosprinter ES 64 U4) im Design www.obb-italia.com. Welche genau, habe ich nicht erkannt, es kann 1216 011 bis 018 sein. Der Zug ist der EC 189 München-Innsbruck. 18:37 Uhr passt sehr gut zur planmäßigen Ankunft in Kufstein um 18:39.
Hier sind wir direkt an der Grenze, sowohl am Gleis als auch an der Straße steht ein entsprechender Stein. Der Stein ganz rechts im Bild ist allerdings nicht der dekorative Stein an der "Grenze zwischen Bayern und Tyrol". Am Schild sind die zuständigen Bahndirektionen angeschlagen. Von rechts oben kommt die L210 vom Hechtsee herab, die hinter dem "Hauptschalter aus" in die B171 (in Deutschland St 2089) mündet. Die Oberleitungsmasten sind österreichisches Modell, der kurze isolierte Abschnitt liegt in Österreich. Im Gleisbett ist die Grenze hingegen nicht zu erkennen, außer man sieht die Schweißnaht als Kennzeichen an.
Weil's so hübsch (häßlich) ist noch mal das Grenzschild in Vergrößerung.
Einen halben Kilometer weit in Österreich stehen die Vorsignale für die Einfahrt nach Kiefersfelden. Diese beiden und der Wiederholer sind am 5. Juni 2003 per Hubschrauber aufgestellt worden (damals standen auf der anderen Straßenseite noch mehr Gebäude). Das Video dazu ist aber leider nicht öffentlich zugänglich.
Am Mast ist gleich noch ein Kreuz angebracht, das nach Signalvorschrift der ÖBB (DV V 2, Signal 46) "RÄUMARBEIT EINSTELLEN" bedeutet, demnach aber eigentlich auch "an einem abwechselnd schwarz und gelb gestreiften Pflock" anzubringen wäre. Zwei Masten weiter hängt Signal 49 "RÄUMARBEIT AUFNEHMEN". Am folgenden Mast folgt dann wieder das Einstellen-Signal (durch "ANKÜNDIGUNG HAUPTSCHALTER AUS" und die Spanngewichte verdeckt).
Vorsignale Einfahrt Kiefersfelden
Die Grenze noch mal aus der Gegenrichtung und aus etwas größerer Entfernung, links zweigt die Straße zum Hechtsee ab. Im Hintergrund die ersten Bauten von Kiefersfelden.
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