Unterhalb des Heuberg liegt das tief eingeschnittene Mühltal. Vom Talerhof aus gibt es diverse Wege zur Auswahl. Wenn wir nicht den großen Umweg über den Dandlberg machen wollen, starten wir nach Dorfen. Danach gibt es folgende Alternativen:
Nehmen wir einfach den letzten Weg. Wir kommen dann in Gernmühl am Wasserkraftwerk heraus.
Es gibt insgesamt drei Wasserkraftwerke in Folge. Zuerst fließt das Wasser aus dem Stausee bei Duft sowie aus einem Bach in das Kraftwerk Sägmühl, dann hier durch Gernmühl und schließlich nur noch etwas tiefer im Mühltal durch die letzte Turbine. Deren Rohrleitung ist neben dem hier ziemlich leeren Fluderbach im Bild. Im Hintergrund links ist noch das Geländer am Überlauf des Weihers Gern zu sehen. Technische Details und eine ständig aktualisierte Leistungsangabe der Kraftwerke sind auf der ⇒ Homepage der Elektrizitätsgenossenschaft Samerberg zu finden. Hier nur soviel: Das Kraftwerk Gernmühl ist von 1919/20, der Weiher Gern von 1923. Als Stauweiher war zuerst ein recht großes Becken von 22 500 m3 geplant, das 1937 auch genehmigt wurde, aber nicht zur Ausführung kam. 1948 wurde dann als (von vornherein unzureichende) Ergänzung das kleine Kraftwerk im Mühltal ergänzt. Die neue Planung, sogar 40 000 m3 groß, war 1950 nicht genehmigungsfähig, und so entstand 1956 der mit 3 000 m3 wesentlich kleinere Weiher an der Brücke bei Duft. Das wesentlich vergrößerte Kraftwerk Sägmühl verdoppelte die Gesamtleistung der E-Werke fast. 1969 wurde das Versorgungsnetz an die Isar-Amperwerke verkauft, die 1994 in der Bayernwerk AG und diese wiederumg 2001 in E.ON Bayern aufging. Die Elektrizitäts-Genossenschaft Samerberg u. U. e. G. existiert hingegen noch heute und betreibt weiterhin die Wasserkraftwerke.
Noch ein paar Meter weiter vereinigen sich an einer Brücke der Steinbach und der Fluderbach (von links kommend). Ich persönlich definiere das als Beginn des Mühltals, nach dem Motto "Ein Bach, ein Tal." Die Rohrleitung quert in der Nähe den nun vereinigten Steinbach und endet im kleinen Kraftwerksgebäude mit der Hausnummer "Mühltal 1". Im Hintergrund ist schon eines der Häuser der Siedlung Mühlthal zu sehen. Diese gehört zu Nußdorf und schreibt sich mit "h" im "Thal", im Gegensatz übrigens zu den Hausnummern.
Wiederum nicht weit hinter dem Kraftwerk findet sich ein mit Stein eingefasster Mühlenkanal. Links die Straße durch das Mühltal, rechts die Zufahrt zum Grundstück, über die auch der Fußweg nach Haus erreicht werden kann.
Wir erkennen hier unschwer die Mühle mit dem Aufschlaggerinne. Das Wasserrad wird nicht mehr beaufschlagt (Stand 2013), das Wasser fließt nur noch seitlich durch das Abschlussgerinne und wird unterirdisch in den Steinbach geleitet.
Es handelt sich um eine Getreidemühle mit Ölschlag, die wie ein Müller und ein Gerber in Nußdorf selbst bereits 1445 in einem Steuerregister erwähnt wurde. Erst 1948 wurde der Betrieb eingestellt.
Schon deutlich weiter hinten im Mühltal, der Steinbach befindet sich in Fließrichtung inzwischen rechts von uns, befindet sich der Pegel Steinbach.
Hier einfach mal ein Bild mitten aus dem Tal. Die Teerstraße mit geringer Steigung lädt eigentlich zum Radfahren oder Schieben eines Kinderwagens ein, angesichts des inzwischen trotz Verbots doch recht dichten Verkehrs ist das aber doch nicht mehr so toll. Vielleicht kommt in Zukunft tatsächlich eine Absperrung.
Obwohl es mit der alten Einsiedlerhöhle "Quarantan" (die zwar mit bis zu 10 m recht hoch, aber mit kaum 8 m nicht sehr tief ist) und der benachbarten Durchkriechhöhle auch richtigte Höhlen am Heuberg gibt, ist das hier doch ein künstliches Werk, nämlich ein Gipsstollen. Auch Gips wurde in den Nußdorfer Mühlen verarbeitet.
Die Felsnase über dem Mühltal. Irgendwo da oben muss auch die Quarantan liegen. Da ich aber kein Speläologe bin und mich bislang nicht näher mit dem Thema beschäftigt habe, kenne ich den genauen Ort nicht.
Da Nußdorf direkt am Ende des Mühltals liegt bzw. dieses weitgehend zu Nußdorf gehört, könnten wir hier auch gleich mit dem Mühlbach fortfahren. Ich möchte aber doch etwas trennen, so dass wir nun quasi mit geschlossenen Augen links abbiegen und am Ortsrand hinauf in Richtung Kirchwald steigen. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.
Links vom Weg liegt der Burgstall Klammenstein, also die Stelle, wo die Burg einmal gestanden hat. Hiervon ist aber nichts mehr zu sehen. Wenig später erreichen wir dann die inzwischen ehemalige Einsiedelei Kirchwald mit der Kirche Mariä Heimsuchung.
Hintergrund: Die Einsiedelei
Die Einsiedelei geht zurück auf den Tuchmachergesellen Michael Schöpfl,
der kurz zuvor in Rom zum katholischen Glauben übergetreten war und dort
vom Kardinal ein Muttergottesbild auf den Weg bekam. Am 21. September 1644 sah
er bei einer Rast am Kirchwald (er hieß bereits damals so, weil der Weg
von Gritschen zur Kirche in Nußdorf hier entlang führt) auf diesem
Bild einen Schuh des Jesuskinds geöffnet und nahm dies als Zeichen, hier
eine Kapelle zu bauen. Als er geweihtes Wasser und Reliquien in eine bislang
schädliche Quelle gab, verwandelte Maria diese auf seine Bitte in eine
Heilquelle (sie soll etwa um 1925 versiegt sein, die genaue Lage ist offenbar
nicht mehr bekannt). Der Einsiedler lebte daraufhin in der Quarantan, die
Klause wurde erst später erbaut und war noch lange bewohnt. 2008 verstarb
mit Frater Marianus Schmid der letzte Eremit (und Fußballtrainer in
Nußdorf). Die Wallfahrtsstätte entwickelte
sich schnell, nach einem Vorgängerbau von 1698 wurde bereits
1720 die heutige Kirche erbaut, die Innenausstattung ist von 1756. Auch
die Durchkriechhöhle soll neben der Funktion als Abkürzung zur
Quarantan rituelle Bedeutung gehabt haben. Die Einsiedelei diente lange Zeit
auch als Schule, bei fast genau 200 m Höhenunterschied (siehe auch
Bild oben) ein ganz ordentlicher Weg.
⇒
Die Legende vom Einsiedler auf www.sagen.at.
Mariä Heimsuchung aus Richtung Nußdorf
Mariä Heimsuchung aus Richtung Gritschen
Innenansicht Mariä Heimsuchung
Dem Kreuzweg in umgekehrter Richtung folgend, kommen wir nach gut einem Kilometer mit sanftem Anstieg zum Parkplatz Gritschen, wo es einen kleinen Parkplatz und einen schönen Blick auf die Berge gibt.
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