RMS - Rudern macht schlau

Die Emser Depesche

Die Geschichte der Emser Depesche beginnt eigentlich am 3. Juli 1870 in Spanien. Dort war Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen als neuer König im Gespräch, was Frankreich nicht recht sein konnte. Der Außenminister sprach von einer Gefährdung des europäischen Gleichgewichts und der Ehre der französischen Revolution. Prinz Leopold zog zurück, doch Frankreich verlangte von König Wilhelm I, die Hohenzollern sollten für alle Zeiten auf den Thron Spaniens verzichten. Der französische Botschafter Benedetti richtete dies dem König aus, der sich zur Kur in Bad Ems aufhielt. Dieser glaubte zuvor, mit dem Rückzug des Kandidaten seines Hauses wäre die Sache erledigt, wies das Ansinnen diplomatisch-höflich ab und schickte wie in solchen Fällen üblich eine Depesche an Bismarck (heute würde man sagen: als CC). Bismarck veröffentlichte die Depesche wie gewünscht, kürzte sie aber massiv, so dass eine brüskierte Ablehung eines beleidigten Hohenzollernkönigs daraus wurde.

Die Emser Depesche im Original

13. VII. 1870, Abeken an Bismarck; ab Ems 15.10 Uhr

Seine Majestät der König schreibt mir:
"Graf Benedetti fing mich auf der Promenade ab, um auf zuletzt sehr zudringliche Art von mir zu verlangen, ich sollte ihn autorisiren, sofort zu telegraphiren, dass ich für alle Zukunft mich verpflichtete niemals wieder meine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Candidatur zurückkämen.

Ich wies ihn zuletzt, etwas ernst, zurück da man à tout jamais dergleichen Engagements nicht nehmen dürfe noch könne.

Natürlich sagte ich ihm, dass ich noch nichts erhalten hätte und da er über Paris und Madrid früher benachrichtigt sei als ich, er wohl einsähe, dass mein Gouvernement wiederum ausser Spiel sei."

Seine Majestät hat seitdem ein Schreiben des Fürsten bekommen.

Da Seine Majestät dem Grafen Benedetti gesagt, dass er Nachricht vom Fürsten erwarte, hat Allerhöchstderselbe, mit Rücksicht auf die obige Zumuthung, auf des Grafen Eulenburg und meinen Vortrag, beschlossen, den Grafen Benedetti nicht mehr zu empfangen, sondern ihm nur durch einen Adjutanten sagen zu lassen: dass Seine Majestüt jetzt vom Fürsten die Bestätigung der Nachricht erhalten, die Benedetti aus Paris schon gehabt, und dem Botschafter nichts weiter zu sagen habe.

Seine Majestät stellt Eurer Excellenz anheim, ob nicht die neue Forderung Benedetti’s und ihre Zurückweisung sogleich, sowohl unsern Gesandten, als in der Presse mitgetheilt werden sollte.

Die Emser Depesche in der von Bismarck revidierten Form

Nachdem die Nachricht von der Entsagung des Erbprinzen von Hohenzollern der Kaiserlich Französischen Regierung von der Königlich Spanischen amtlich mitgetheilt worden sind, hat der Französische Botschafter in Ems an S. Maj. den König noch die Forderung gestellt, ihn zu autorisiren, dass er nach Paris telegraphire, dass S. Maj. der König sich für alle Zukunft verpflichte, niemals wieder seine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Kandidatur wieder zurückkommen sollten.

Seine Maj. der König hat es darauf abgelehnt, den Franz. Botschafter nochmals zu empfangen, und demselben durch den Adjutanten vom Dienst sagen lassen, dass S. Majestät dem Botschafter nichts weiter mitzutheilen habe.

Teilen Sie dies dort mit.

Diese Emser Depesche bewirkte sowohl einen Aufschrei in Deutschland als auch einen in Frankreich. Aus einer eigentlich nebensächlichen Angelegenheit eines Herrscherhauses wurde ein Streit zwischen zwei Nationen. Am 19. Juli erklärte Frankreich Preußen den Krieg. Damit wurde Deutschland vereint: Seit dem Krieg von 1866 (der übrigens den Naussauern den Verlust ihres Herzogtums brachte) trat damit der Bündnisfall ein. Die Deutschen, deutlich überlegen, hatten Kaiser Napoleon III und seine Armee bald gefangen genommen bzw. eingekesselt. Doch in Paris wurde am 4. September die Republik ausgerufen, und diese stellte neue Truppen auf. Paris wurde eingeschlossen und drei Monate belagert (der Kriegsminister der Republik floh mit einem Ballon), die Miliz konnte ihre Ausbruchversuche gegen die zahlenmäßig unterlegenen, aber besser ausgebildeten und geführten deutschen Truppen nicht schaffen.

Napoleon wurde übrigens in Kassel-Wilhelmshöhe interniert, dort, wo es sich Jahrzehnte zuvor ein Verwandter von ihm gut gehen ließ.

Und Wilhelm Liebknecht, ein damals bekannter Sozialdemokrat, sagte dem aus dem Krieg entstandenen Reich ein baldiges Ende voraus. Zunächst jedoch konnte Bismarck das "saturierte" Deutschland in Frieden halten.

Im Kurpark von Bad Ems, vielleicht dort wo Graf Benedetti König Wilhelm abfing, steht heute ein Denkmal für den Kaiser.

Kaiserdenkmal in Bad Ems


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