Was ist Square Dance?

Square Dance, was ist das überhaupt? Da stellen wir uns mal janz dumm und lassen den Namen sprechen: (nicht so sehr) frei übersetzt Quadrat Tanz. Es hat also was mit Quadraten und mit Tanzen zu tun.

Tanz ist

Square Dance ist letzteres, jedenfalls in den Augen der Tänzer. Der Caller ist manchmal anderer Ansicht. Wer das ist, das bekommen wir später.

Quadrate

Die Quadrate leuchten nicht ganz so schnell ein, wenn man nicht gerade einmal Square Dancer von oben sieht. Square Dance wird nämlich im Regelfall von vier Paaren getanzt, die in Grundstellung die Seiten eines Quadrats bilden. Natürlich lässt sich dieser Grundaufbau so oft wiederholen wie Platz im Raum ist. Dann stehen durchaus schon mal zehn oder zwanzig Squares zu acht Personen auf der Tanzfläche. Also stehen hoffentlich nur an Anfang und Ende, dazwischen sollen sie sich ja bewegen.

Diese acht bis ein paar Hundert Personen tanzen also gemeinsam. Sinn der Sache ist, dass alle Squares das Gleiche tanzen. Das heißt nicht, dass die vier Paare eines Squares auch die gleiche Schrittfolge haben. Sehr häufig tanzen die gegenüber stehenden Paare das gleiche, ihre Nachbarn aber etwas anderes. Das kann durchaus die gleiche Figur sein.

Es wird vorgesagt

Nun könnten sich alle Paare demokratisch auf eine Schrittfolge verständigen. Wie die meisten Sportarten ist Square Dance jedoch keineswegs demokratisch. Einer muss demnach entscheiden, was getanzt wird. Und da dieser eine sich verständlich machen muss, nennt man ihn Ausrufer. Damit haben wir den bereits erwähnten Caller. Ach ja, der Caller tanzt typischer Weise nicht mit.

Das Interessante am Square Dance - in unserem Fall Modern Western oder auch Modern American Square Dance - ist nun, dass der Caller nicht etwa zu Beginn Handzettel mit der Figurenfolge verteilt, die die Tänzer ablesen oder auswendig lernen können. Die Figuren werden vielmehr während des Tanzens angesagt. Auf Neuhochdeutsch wird sowas als just-in-time bezeichnet. Der Caller ruft - "callt" - also kurz vor dem Ende einer Figur die nächste aus.

Figuren und Sprachen

Wie leicht zu erraten ist, gibt es also einen definierten Satz von Figuren. Dabei bleiben die Paare meist nicht an ihrem ursprünglichen Platz, sondern wechseln die Positionen, kommen in eine ganz andere Formation oder tauschen den Partner. Man kommt innerhalb des Squares viel herum. Mit welchem Partner man anfängt ist also nicht so wichtig. Meistens bekommt man ihn spätestens am Ende wieder "zu fassen", man hat aber mit allen Partnern im Square Kontakt.

Das war's im Prinzip schon zum Thema Square Dance. Da das Ganze aus den USA kommt, ist die Sprache amerikanisches Englisch. Weil die Figuren fest definiert sind, sind prinzipiell keine Englischkenntnisse erforderlich. Dann und wann bauen die Caller Kleinigkeiten ein, die man ohne Englisch nicht gleich versteht, so wie "Boys only" (nur die Herren) oder zum Abschluss "Squeeze your opposite" (Drücke Dein Gegenüber). Das hat aber auch einen Vorteil - man kann z. B. in China Square Dance machen, auch wenn man sonst kein Wort versteht.

Stilvoll

Es gibt beim Square Dance natürlich auch Stil. Musikalisch weniger, denn von Klassik bis zu modernen Disco-Klängen ist alles drin. Country und Western ist zwar nicht selten, aber kein Muss. Bei der Kleidung sind die Sitten etwas strenger: Rock und Petticoat bei den Damen, lange Hose und langes Hemd bei den Herren (das Hemd, damit die Damen nicht ihre Hand auf einen feuchten Arm legen müssen), dazu in der Regel Halbschuhe mit nicht zu hohen Absätzen. Cowboystiefel sind wenig geeignet, und mit Sporen schon gar nicht (obwohl diese einige Figuren beeinflusst haben). Bei Clubabenden ist insbesondere im Norden Deutschlands das Regelwerk weniger streng, hier kann man meist normal gekleidet kommen. Oft wird aber ein Tanzabend pro Monat zum Clubabend mit formeller Kleidung ernannt.

Ladies and Cowboys

Zum Thema Boys und Girls: Man nutzt sowohl diese Bezeichnungen als auch Men und Ladies. Das bezieht sich auf die Grundaufstellung und die Figuren. Bei suboptimaler Geschlechterverteilung ist es durchaus üblich, dass Damen als Boys tanzen, oder auch mal Herren als Ladies. Beim Lernen legt man sich anfangs aber auf eine Rolle fest. Man sieht durchaus Squares, die nur aus "natürlichen" Frauen bestehen oder auch Squares, in denen sowohl ein Herr als Lady als auch eine Frau als Boy tanzen. Schlimmstenfalls sogar im gleichen Couple (Paar).

Die weltweit auf Englisch standardisierten Figuren erlauben einen weltweiten Austausch von Callern und Tänzern. Das wird auch gemacht, wer gern reist, ist bei den allermeisten Clubs gern als Gast gesehen. Voraussetzung ist, dass man im entsprechenden Level (Schwierigkeitsgrad) die Graduation (Abschlussprüfung) absolviert hat.

Henry's Birthday
Henry's 29th Birthday, das Fest zum 29-jährigen Bestehen der Lion Town Dancers.

Level

Die Level oder Programme beim Square Dance bauen aufeinander auf. Ein Plus-Tänzer beherrscht also Mainstream (das ist eine Grundvoraussetzung). Ebenso werden in einem Plus-Tip praktisch immer auch Mainstream- und Basic-Figuren vorkommen. Basic allein wird in Deutschland kaum gelehrt und getanzt. Viele Clubs tanzen an den Tanzabenden abwechselnd Mainstream und Plus (im Verhätnis 1:1 oder 2:1), reine Mainstream-Tänzer setzen also eine Weile aus.

Mainstream umfasst knapp 70 Figuren. Die genaue Anzahl und Auswahl kann sich von Zeit zu Zeit ändern, auch die Definition der einzelnen Figuren kann angepasst werden. Von den Schritten her sind aber mehr Figuren zu unterscheiden, da eine Figur gleichen Namens aus verschiedenen Ausgangspositionen getanzt werden kann und sich deshalb vom Bewegungsablauf etwas unterscheidet. Außerdem ist es möglich, Figuren in falscher Richtung (reverse) zu tanzen, und andere Figuren können nach links und rechts getanzt werden (z. B. Drehungen und Schwenks).

Anfangen?

Lernen: Man kann entweder allein oder mit Partner kommen, tanzt aber wie oben beschrieben nicht immer mit dem Partner. Eine Mainstream-Class, also ein Schulungskurs, dauert bei zwei Unterrichtsstunden pro Woche etwa neun Monate bis ein Jahr. Daran schießt sich die Graduation an, und man darf überall Mainstream tanzen. Bis man wirklich so geübt ist, dass man nicht mehr denken muss, vergeht bei regelmäßigem Tanzen meist ein weiteres Jahr. Aber auch der beste Tänzer wird sich dann und wann vertanzen, weil er einen Befehl nicht oder falsch versteht oder kurz die Orientierung verliert. Das gehört einfach dazu. So lange davon nicht ständig das Square "zerbricht", ist das für die Mittänzer denn auch kein Thema.

Square Dance konkret und Links


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