Nun steigen wir hinauf auf die Hochries. Bereits der Name ist interessant, denn die meisten Berge haben männliche Namen. Die Ries ist aber weiblich. Damit ist schon mal klar, dass der Name eine andere Herkunft als der der Nördlinger Ries hat. Dessen Name stammt von der römischen Provinz Raetia. Eine Ries(e) hingegen ist ein Begriff aus der Holzwirtschaft und bezeichnet meist ebenfalls hölzerne Rutschbahnen, auf denen geschlagenes Stammholz zu Tal bzw. zu einem Floßgewässer transportiert wird. Tatsächlich soll die Hochries früher vergleichsweise kahl gewesen sein. Der benachbarte Riesenberg lässt eine verwandte Namensherkunft erwarten.
Das erste Bild zeigt auch schon das Hochriesmassiv, von links nach rechts Riesenberg (1449 m), Hochries (1568 m) mit Gipfelstation und Gipfelhaus, Karkopf (1496 m) und Feichteck (1514 m). Dem Riesenberg ist links noch der Schwarzenberg (1136 m) vorgelagert, vor dem Karkopf liegt ein 1179 m hoher Vorberg.
Es gibt zwar fast unzählige Wege, auf die Hochries zu kommen, aber typisch ist für einen Gast auf dem Samerberg der Beginn in Grainbach. Wer will, kann das erste Stück mit dem Sessellift zurücklegen. Vor dem Parkplatz links hinauf geht jedoch der Weg in Richtung Mittelstation, den wir nehmen. Gelegentlich ist hier etwas Anliegerverkehr unterwegs, für den allgemeinen Verkehr ist aber gesperrt. Die ersten Meter sind schattig, danach kommen wir in offene Landschaft. Wir können nach rund 50 Höhenmetern schon mal den ersten Blick zurück auf den Samerberg riskieren. Törwang samt Weickersing und Geisenkam sind gut zu sehen, links linst die Kirche von Steinkirchen über den Berg. Links von uns dackelt der Sessellift nach oben und unten.
Fast weitere 70 Höhenmeter später, wieder im Wald, kreuzen wir den Sessellift das erste und die Strecke vom Bikepark bereits das zweite Mal. Nach einer Kehre kommt dann die zweite Kreuzung direkt unterhalb der Mittelstation, insgesamt etwa 200 m über dem Ausgangspunkt. Der Sessellift schafft nach offiziellen Angaben in zwölf Minuten auf 1070 m Entfernung 201 Höhenmeter. ⇒ Homepage der Hochriesbahn
Jetzt kommt die zweite Entscheidung, geht es zu Fuß hinauf oder mit der Kabinenbahn? Diese bewältigt in 10 Minuten 626 m Höhe auf einer Streckenlänge von 1730 m. Hier taucht die eine Kabine in den Nebel ein, die andere aus.
Da die Kabinen auf dem letzten Bild nicht richtig zu sehen waren, gibt es gleich noch ein Bild, das zu einer anderen Gelegenheit und bei Sonnenschein gemacht wurde. In der Garage übrigens ein netter Größenvergleich zwischen einem PKW und einer Pistenraupe.
Kabinenbahn an der Mittelstation
Wir gehen zunächst auf fast gleicher Höhe weiter um einen Bergsporn herum und erreichen den Moserboden, wo es dann bis zum Waldrand in recht genau 1000 m noch einmal hinauf geht. Hinten am Waldrand der Moserboden, rechts geht es zur Mittelstation. Im Hintergrund sind wieder Törwang und links auch die Kirche von Steinkirchen zu sehen.
Im Wald geht es ziemlich steil und steinig 150 m nach oben, dann wird der von der Ebersberger Alm kommende Weg erreicht. Wieder ein Blick nach unten auf den schon deutlich kleineren Moserboden und einen Teil der Gemeinde zwischen Grainbach und Weickersing.
Seitlich, hinter der Ebersberger Alm, fährt die Kabinenbahn auf und ab. Die Perspektive täuscht mächtig, denn der hier im Hintergrund so aufragende Schwarzenberg ist tatsächlich weniger hoch als die Alm.
Von hier ab geht es in Serpentinen nochmals etwa die gleiche Strecke aufwärts zur Seitenalm. Die drei Häuser stehen so um die 1300 m hoch. Hier ist eher der westliche Teil des Samerbergs zu sehen, unter anderem Roßholzen und Steinkirchen mit der Kirche direkt neben dem Dach der Alm. Ganz links beginnt das Mühltal.
Hier gibt es wieder zwei Alternativrouten. Links hinauf geht es zum Hochriesgipfel, rechts können Karkopf und Feichteck erwandert werden, bis hin zum Heuberg. Schauen wir zunächst zum Gipfel. Am westlichen der beiden Startplätze bietet sich ein toller Blick über das Inntal zum Wendelstein. Links steht der Heuberg mit Kitzstein, Wasserwand und der rechts vorgelagerten Kindlwand. Zwischen Heuberg und Sattelberg ist auch sehr schön zu sehen, wie sich das Mühltal tief eingeschnitten hat, um den Samerberg in Richtung Inn zu entwässern.
Gleich Stelle, anderes Jahr und anderes Wetter. Der Nebel hat durchaus nicht alle Flieger vom Start abgehalten. Bei genauem Hinsehen ist unten auch ein Haus zu erkennen.
Trotzdem sieht sowas wie dieser Start eines Gleitschirmfliegers schon seltsam aus. Ich habe seinerzeit, als Videos bei Digitalkameras noch nicht Standard waren, aus mehreren Einzelbildern mal ein animiertes GIF gebastelt.
Bei einem ordentlichen Berg darf ein Gipfelkreuz nicht fehlen, somit muss auch ein entsprechendes Bild her. Außerdem könnte ich mir dieses Motiv ohnehin nicht verkneifen.
Hier noch ein Bild von jeweils einem der Flieger pro Fluggerät, d. h. ein Gleitschirmflieger und ein Drachenflieger. Luftrechtlich gehören sie unterschiedlichen Ordnungen an. Ähnlich wie Paddel- und Ruderboote haben wohl auch beide ihre Vorteile (Gleitschirme sind transportabler, Hängegleiter haben eine bessere Gleitzahl).
Von hier oben reicht der Blick auch in etwas weitere Entfernung, so z. B. zum Simssee.
Aber auch der Chiemsee mit seinen Inseln ist klar und deutlich zu sehen, wenn auch teilweise vom Riesenberg verdeckt.
Blick zum Chiemsee
Die Seilbahn hat kurz vor der Bergstation ihre einzige Stütze. Von den Orten unten dürften Steinkirchen und Rohrdorf recht einfach zu identifizieren sein. Falls nicht, habe ich die Antwort hier.
Dann noch ein Bild von den Gebäuden auf der Hochries. Im Vordergrund die Bergstation der Hochriesbahn, dahinter und das Gipfelhaus, die ⇒ Hochrieshütte.
Und für alle, die die gesamte Gipfelregion noch mal im Überblick sehen möchten, habe ich das entsprechende Bild auch da. Das ist allerdings nicht hier oben, sondern unten am Talerhof gemacht worden. Dennoch ist samt Drachenfliegern und Gipfelkreuz fast alles genau zu erkennen.
Das gibt es auch aus etwas anderer Perspektive, aber dafür mit Gleitschirmflieger. Genau genommen mit zweien, der eine faltet seinen Schirm unweit der Gipfelstation gerade aus. Ganz rechts ist sogar das Gipfelkreuz zu erkennen.
Und wieder einmal gibt es Entscheidungen zu treffen. Fahren wir mit der Kabinenbahn nach unten, gehen wir den gleichen Weg zurück oder einen anderen? Es gibt die Möglichkeit, um den Riesenberg zu gehen, man kann aber auch in Richtung Riesenberg und dann zur Ebersberger Alm abbiegen. Den letzten Weg kenne ich allerdings auch nicht aus Erfahrung, aber die Strecke über den Riesenberg ist sehr schön. Sie ist auch eine sinnvolle Alternative, wenn man mit Kinderwagen auf die Hochries will, nur das letzte Stück vom Riesenalm-Plateau (immerhin 200 Höhenmeter) ist wieder steil und steinig, der Rest ist Schotterstraße. Sofern man nicht zum Samerberg will, kommt man auf dieser Seite auch bequem nach Frasdorf oder Aschau. Genau genommen steht sogar die Bergstation der Hochriesbahn bereits auf frasdorfer Grund.
Blick vom Riesenberg zur Hochries
In der anderen Richtung taucht immer mal wieder die Kampenwand auf. Die Berge rechts vom Weg sind Spielberg (liegt schon hinter uns), Laubenstein und Hammerstein. Bekannt sind besonders die beiden ersten für ihre Höhlen, nämlich
Auch am nahe gelegenen Zellerhorn und an der Hochries gibt es diverse Höhlen und Schächte. Interessant sind auch etliche Dolinen auf der Riesenalm (im Bild oben sehr deutlich zu sehen). Nicht zu vergessen ist der "Eiskeller", ein Hochtal zwischen Spielberg, Laubenstein und Abereck, das aufgrund von Topologie (allseitig umschlossen) und Geologie (durch den Karstboden versinkt der gesamte Niederschlag im Boden und Kaltluft fließt aus den Höhlen ein) wesentlich kälter ist als normal. Die dortige Vegetation sollte eigentlich eher in 2250 m als in 1250 m Höhe vorkommen.
Nach etlichen Bögen auf dem Waldweg, mit der Kampenwand in etlichen Perspektiven, taucht dann dieser Blick zum Chiemsee auf. Hinter der auffällig rechteckigen Baumgruppe im Mittelgrund liegt die Hofalm, der ebenfalls recht auffällige Berg in der Bildmitte ist so um die 1000 m hoch, hat meines Wissens keinen besonderen Namen und ist jedenfalls nicht der etwa 50 m höhere Aschauer Kopf. Dieser liegt weiter links und ist nicht im Bild. Apropos Aschau - das Schloss Hohenaschau liegt genau im Osten, knapp 2 km entfernt. Der Ort rechts im Bild ist Bernau.
Blick zum Chiemsee
Wir wandern jedenfalls weiter gemächlich bergab und an den diversen Almen vorbei wieder gen Westen, jedoch nicht, ohne auch mal wieder einen Blick zurück und in Richtung Kampenwand zu werfen. Entfernung ungefähr 6 km, davor liegt noch Aschau im Tal.
Und gleich noch einer, kurz bevor wir unweit der Winterstubn (direkt rechts von uns) wieder im Wald verschwinden. Links vorn liegt die Schmiedalm.
Kampenwand von der Winterstubn
Hinter der Winterstubn geht es kurz auf schmalen Pfaden bergan, bis wir auf eine Schotterstraße treffen und dieser bergab folgen. Alternativ kann man auch gleich der Straße folgen, die aber einen großen Bogen um den Schwarzenberg macht. Letztlich kommt man auf beiden Wegen in der Nähe der Kräuterwiese raus. Obwohl wir direkt unter dem Riesenberg unterwegs waren, werden die aus der Ferne so markanten Felsen erst spät sichtbar.
Und jetzt das Ganze noch mal von vorn. Naja, so etwa. Wir sind sowieso fast an der Mittelstation, und der Weg zur Seitenalm ist uns ja bekannt. Nur biegen wir jetzt nicht links zur Hochries ab, sondern folgen dem Weg rechts, unter dem Karkopf entlang. Ab der Seitenalm geht es nur noch wenig bergauf.
Der Karkopf sieht aus der Nähe nicht besonders spektakulär aus. Allerdings ist das hier auch die Rückseite, die man aus dem Tal nicht sieht.
Voraus liegt das Feichteck, etwa 20 Meter höher als der Karkopf. Ebenso wie Riesenberg, Hochries und Karkopf ist der Gipfel nicht reiner Fels, sondern bewachsen, sogar bewaldet (die Hochries nur bis knapp unter den Gipfel) und im Prinzip "erwanderbar".
Zum Vergleich das Feichteck noch einmal aus der Ferne. Der eine oder andere Felsen kann durchaus wieder erkannt werden. Der auf kleineren Bildern erkennbare "Gnubbel" rechts ist eigentlich kein solcher, sondern ein vorgelagerter Fels.
Das Feichteck vom Talerhof
Südlich vom Karkopf und östlich des Feichtecks liegt die Pölcheralm. Auf der andere Seite des Tals liegt der Spitzstein, über dessen Gipfel die Grenze von Österreich nach Deutschland verläuft. Unten im Tal ist jene von Deutschland nach Österreich. Der gerade mal 2 Kilometer breite Zipfel ist auf Karten gut zu erkennen und erlaubt die einfache Lokalisierung des Samerbergs.
Auf der anderen Seite des Feichtecks geht es den Pfad einige Serpentinen bergab, und wir kommen direkt oberhalb der ⇒ Wagneralm heraus. Direkt gegenüber liegt der Heuberg. Seine Wasserwand ist zwar nur die zweithöchste Spitze, aber im Gegensatz zu denen der anderen Berge rund um den Samerberg blanker Fels.
Wagneralm mit Heuberg
Bevor wir die Bergkette verlassen, noch einmal ein Blick von unten auf die Wagneralm und die Felsen dahinter.
Diese Seite ist Teil eines Framesets © Sven Herzfeld Frameset laden ↑